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Filmförderung als Transformationsbremse

Werkstatt-Eintrag am 16. Juli 2021

Ein Beitrag zur Kinospielfilmproduktion in Deutschland unter dem Dach des Filmförderkomplexes ist im Tagungsband des Netzwerks Kritische Kommunikationswissenschaft (Medien der Transformation – Transformation der Medien) erschienen.

 

Unter Bezugnahme auf Schimanks Ansatz der Akteur-Struktur-Dynamiken fragt der Beitrag kritisch nach den Mechanismen, die das deutsche Filmschaffen angesichts des filmpolitischen Gestaltungswillens hierzulande prägen. Auf der Grundlage von 95 Expert*inneninterviews mit Vertreter*innen aller für die Entstehung deutscher Kinospielfilme relevanten Betätigungsfelder (Drehbuch, Regie, Produktion, Verleih, Kinoabspiel, Fetsivals, Förderung, öffentlich-rechtliches Fernsehen) sowie Dokumentenanalysen wird argumentiert, dass die filmische Aussagenentstehung unter dem Dach des Filmförderkomplexes neben dem Bemühen um Kunst, Wirtschaftlichkeit und Publikumswünschen auch eine politische Dimension besitzt und Machtverhältnisse in der Gesellschaft weiter verfestigt. Da spezifische Akteurskonstellationen und soziale Strukturen autonomes Handeln auf Seiten der Kommunikatoren im Filmproduktionsprozess deutlich begrenzen und damit auch das Spektrum filmischer Wirklichkeitskonstruktionen einengen, können Kinospielfilme in Deutschland keine transformative Kraft entwickeln und das dem Medium theoretisch innowohnende emanzipatorische Potenzial kaum entfalten.

Thomas Wiedemann: Filmförderung als Transformationsbremse. Die politische Gestaltung der Kinospielfilmproduktion in Deutschland. In: Nils S. Borchers, Selma Güney, Uwe Krüger, Kerem Schamberger (Hrsg.): Transformation der Medien – Medien der Transformation. Verhandlungen des Netzwerks Kritische Kommunikationswissenschaft. Frankfurt/Main: Westend 2021, S. 381-397.

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