Direkt zum Inhalt


Hauptseminar: Das handelnde Zusammenwirken in der Spielfilmproduktion in Deutschland

Werkstatt-Eintrag am 19. November 2016

Wie entstehen die Bilder von der Welt, die wir in unseren Köpfen haben? Um diese Frage drehen sich Hauptseminar und Übung im Wintersemester 2016/17 am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München.

 

Volle Fahrt Richtung Empirie. 20 Studierende der Kommunikationswissenschaft (BA-Hauptfach und -Nebenfach) beschäftigen sich im Wintersemester 2016/17 in ihrem Wahlpflichtmodul am Münchner Fachinstitut mit der Spielfilmproduktion in Deutschland. Die zentrale Fragestellung: Wie entstehen die Bilder von der Welt, die wir in unseren Köpfen haben? Oder genauer: Welche Akteurskonstellationen und soziale Strukturen beeinflussen die Aussagenentstehung im Produktionssprozess des deutschen Spielfilms? Wie es sich für ein Wahlpflichtmodul mit zwei Seminarsitzungen pro Woche gehört, sollen darauf eigene empirische Forschungsprojekte Antworten finden (zugleich die ideale Vorbereitung für die Bachelorarbeit im kommenden Semester).

Natürlich bedarf es zunächst der Vorarbeit. Nach einer Auftaktsitzung (mitsamt Screening von Dietrich Brüggemanns Umzugskomödie 3 Zimmer/Küche/Bad) geht es im ersten Block des Seminarpakets um eine Annäherung an den Forschungsgegenstand deutscher Film: Was bedeutet es überhaupt, das Medium Film aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu betrachten? Wie steht es um die gegenwärtige Lage des Filmschaffens hierzulande, was ist der Output, wer ist das Publikum? Wie sind die Strukturen der Branche beschaffen und welche Rolle spielen etwa die Filmförderung und das öffentlich-rechtliche Fernsehen bei der Produktion von Spielfilmen in Deutschland? Gemäß dem Anspruch, einen gesamten qualitativen theoriegeleiteten Forschungsprozess gemeinsam zu durchlaufen, steht dann im zweiten Block Theoriearbeit auf dem Programm. Hier heißt das eine Auseinandersetzung mit dem Ansatz der Akteur-Struktur-Dynamiken von Uwe Schimank, verbunden mit der Annahme, dass sich die Aussagenentstehung im deutschen Spielfilm als das handelnde Zusammenwirken aller im Produktionsprozess als relevant erachteten Akteure (vom Drehbuch bis zur Auswertung einschließlich Filmförderung und Fernsehen) beschreiben und analysieren lässt. Nach der Entwicklung eines Kategoriensystems, das die Theorieperspektive Schimanks angewandt auf die Spielfilmproduktion in Deutschland auf den Punkt bringt und die Untersuchung anleiten soll, ist der dritte Block der Lehrveranstaltung der methodischen Umsetzung gewidmet: In fünf Projektgruppen soll jeweils die Entstehung eines aktuellen (selbst gewählten) deutschen Spielfilms unter die Lupe genommen werden – und zwar mithilfe von Experteninterviews sowie flankierenden Dokumentenanalysen. Konkret an drei Fällen veranschaulicht: Welche Akteurskonstellationen waren zu welchem Zeitpunkt im Produktionsprozess von 4 Könige (2015, Regie: Theresa von Eltz) von Bedeutung und wie stand es um den Handlungsspielraum der beteiligten Akteure? Welche Anforderungen wurden an die Akteure von Heute bin ich blond (2013, Regie: Marc Rothemund) herangetragen und welchen Stellenwert hatten dabei die Erwartungen des Publikums? Und welches Selbstverständnis zeichnete die Akteure im Produktionsprozess von Hirngespinster (2014, Regie: Christian Bach) aus und welche Strategien wandten diese an, um ihren Interessen Geltung zu verschaffen?

Die Feldphase beginnt Ende November, ausgewertet wird das Material Anfang des neuen Jahres. Die Aufbereitung und Präsentation der Ergebnisse findet im Seminar-Rahmen in den letzten Semesterwochen im Februar statt.

Alle Werkstatt-Einträge