Werkstatt-Eintrag am 29. Januar 2017
Die Arbeit am geplanten Interviewband mit deutschen Filmregisseuren läuft auf Hochtouren. Sieben Interviews mit namhaften Filmemachern wurden bereits geführt, nach Abschluss der Materialerhebung sollen die Gespräche im Herbst 2017 als Buch erscheinen.
Woher kommen die deutschen Filmregisseure und wie wurden sie sozialisiert? Welches Selbstverständnis haben sie, welche kreativen Visionen, politischen Perspektiven, kulturellen Haltungen und ökonomischen Ziele bringen sie zum Ausdruck? Welche Voraussetzungen müssen überhaupt erfüllt sein, um sich in diesem Feld der kulturellen Produktion zu positionieren? Welche finanziellen Ressourcen, welches Können, welche Kontakte und welche Auszeichnungen sind erforderlich, um als Filmregisseur Anerkennung zu finden? Und welche (Macht-)Position zeichnet die einzelnen Akteure im Berufsfeld Filmregie schließlich aus, wer bestimmt die Regeln des Feldes und wie steht es um Hierarchien und äußere Einflüsse (von anderen Akteuren im Filmproduktionsprozess, aber auch vonseiten der Gesellschaft)?
Um diese Fragen so anschaulich wie möglich zu beantworten, wurden seit April 2016 sieben Interviews mit deutschen Filmregisseuren geführt, die oftmals auch als Drehbuchautor und teilsweise sogar als Produzent fungieren. Zum ausführlichen Gespräch bereitgefunden haben sich bisher (in chronologischer Reihenfolge) Christian Zübert (Lammbock), Dietrich Brüggemann (Kreuzweg), Angela Schanelec (Der traumhafte Weg), Anne Zohra Berrached (24 Wochen), Julia von Heinz (Ich bin dann mal weg), Doris Dörrie (Grüße aus Fukushima) und Dominik Graf (Die Sieger). Der nächste Interviewpartner in der zweiten Halbzeit der Materialerhebung heißt David Wnendt (Er ist wieder da), komplettiert wird das Sample dann hoffentlich mit weiteren prominenten Namen beider Geschlechter sowie unterschiedlicher Generationszugehörigkeit und Sozialisation. Immer gilt: Die rund einstündigen Interviews werden aufgenommen, transkribiert und redaktionell bearbeitet sowie den Gesprächspartnern zur Autorisierung vorgelegt.
Auch wenn der konkrete Inhalt der Interviews an dieser Stelle noch nicht preisgegeben werden kann, lässt sich zweifelsohne schon jetzt festhalten: Die Gespräche geben tiefe Einblicke in das gegenwärtige Filmschaffen hierzulande und veranschaulichen präzise, welche sozialen Strukturen der filmischen Wirklichkeitskonstruktion in Deutschland zugrunde liegen.
Der Abschluss des Projekts ist auf Sommer 2017 datiert. Über die darauf folgende Veröffentlichung des Interviewbandes, der den wissenschaftlichen Inhalt in einer leicht zugänglichen Form aufbereitet (mit einer Einführung und zusätzlichen Kurzporträts der Filmemacher), wird Film & Gesellschaft natürlich informieren.